Gute Kontakte als Trumpfkarte

3. Juni 2004

Artikel der Grafschafter Nachrichten vom 03.06.2004
von Guntram Dörr

Landrats-Wahlkampf Porträt: Friedrich Kethorn kündigt „eigene Wege" an

Nordhrn â€" Das Netzwerk funktioniert auch per Autotelefon. Letzte Informationen zum aktuellen Sachstand rieseln herein â€" aus der Nordhorner Geschäftsstelle, dem Fraktionsbüro in Hannover, der Kreisverwaltung. Friedrich Kethorn, Chef der Grafschafter CDU und der Kreistagsfraktion, Landtagsabgeordneter und Landratskandidat, geht gerne gut vorbereitet in Gespräche und spart gleichzeitig Zeit auf dem Weg zu seinen Ortsterminen. Und das sind, an einem Tag kurz vor der entscheidenden Direktwahl, nicht wenige.
Kreuz und quer geht es durch die Grafschaft, wo Probleme warten: Die Bürgerinitiative Pieper-Werning sucht Hilfe, weil die Ausfahrt aus dem Gildehauser Baugebiet auf die viel und schnell befahrene Landesstraße 39 höchst gefährlich ist; in Hoogstede platzt die mehr als 30 Jahre alte Turnhalle aus allen Nähten; in Nordhorn will die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsträger wissen, welchen Stellenwert der künftige hauptamtliche Landrat ihrer Arbeit beimisst. Und abends erwarten die Landfrauen eine Rede.
„Der Landrat muss schon unterwegs sein", sagt der 53-jährige Kethorn. Und damit meint er ausdrücklich die regelmäßige Präsenz in der Landeshauptstadt, die er seit seinem Einstieg in die Berufspolitik vor 14 Jahren wie seine Westentasche kennt. In Hannover werden vielfach die finanziellen Weichen gestellt: „Es geht eben immer um Geld, wenn man kommunale Projekte durchsetzen will", meint der gelernte Landwirtschaftsmeister. „Und es wäre dumm, diese Kontakte nicht zu nutzen." Mit seinen guten Drähten wuchert der erfahrene und erfolgreiche Wahlkämpfer in der aktuellen Auseinandersetzung sehr bewusst, weil sein Sieg bekanntlich auch den Verlust eines Landtags-Mandates für die Grafschaft bedeuten würde. Insofern hat er sich â€" ähnlich wie sein Gegenkandidat, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen â€" die Entscheidung zur Landrats-Kandidatur nicht leicht gemacht. Nun aber, da er die gewünschte geschlossene Rückendeckung erreicht hat, rollt die Kampagne, und der Reisetross hochrangiger Parteifreunde aus Bund und Land kommt zur Unterstützung in die Grafschaft.
In Gildehaus allerdings stellt Friedrich Kethorn â€" verheiratet, Vater von drei Söhnen â€" sofort klar: „Lassen Sie mal den Wahlkampf außen vor, deswegen bin ich nicht hier." Das Problem der unfallträchtigen Straße vor dem Baugebiet will er lösen helfen, schnelle Sicherheit gewährleisten. Es geht um Dauer- oder Dunkelampel, um Geld und Vorschriften. Kethorn gibt sich mit einer vagen Vorab-Einschätzung aus dem Landesministerium nicht zufrieden, will noch einmal nachhaken: „Wir treffen uns nach der Wahl wieder", verspricht er.
Der Kreis als Zuschussgeber ist hingegen in der Niedergrafschaft gefragt, wo die Spitzenvertreter von Gemeinde Hoogstede und Samtgemeinde Emlichheim auf einen Sporthallen-Neubau drängen. Gut 1,6 Millionen Euro stehen zur Diskussion, die Pläne sind fertig, Geld ist in die kommunalen Haushalte eingestellt. Kethorn signalisiert grundsätzliche Zustimmung, verweist aber auf noch anstehende Beratungen für den Landkreis-Etat. Der Elan, mit dem die Parteifreunde in Hoogstede schon zu Werke gegangen sind, beeindruckt ihn. Später, als die AWO, das Rote Kreuz, die Caritas, der Paritätische und die reformierte und lutherische Kirche beiden Landrats-Kandidaten auf den Zahn fühlen, formuliert Kethorn sein Credo von der „Hilfe zur Selbsthilfe".
Obwohl er es vor dem Urnengang am 13. Juni nie so formulieren würde, begreift der in der Grafschaft tief verwurzelte Nordhorner (Wahlwerbung: „Hier zu Hause") die Position als direkt gewählter oberster Repräsentant und Chef der Verwaltung seines Heimatlandkreises zunehmend als Krönung seiner politischen Karriere. Getragen von einer Mehrheitsfraktion im Kreistag, möchte er dennoch kein Partei-Landrat sein, sondern „eigene Wege gehen â€" das schließt unpopuläre und unbequeme Entscheidungen mit ein."
So vermeidet Kethorn auch bei seiner Tour durch die Grafschaft konkrete Zusagen, zwingt seine Gesprächspartner gleichzeitig aber zur Klarheit: Was ist gewünscht, was ist machbarÄ Kethorn will „nah an den Menschen" sein, ohne ihnen nach dem Munde zu reden. Arbeit und Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit und natürlich die Zukunft der Landwirtschaft â€" das sind die Oberthemen, die der Kandidat sich auf die Fahnen geschrieben hat. Dafür will er nötigenfalls auch „selbst Klinken putzen" und politische Führung durch „neue Ideen" demonstrieren.
Zurzeit aber hat der Vielbeschäftigte auch in Hannover gut zu tun, wo die SPD-Opposition kürzlich das Thema Nordhorn-Range auf die Tagesordnung hievte. Kethorn, der „örtliche Abgeordnete", soll Paroli bieten. Das tut er ganz gerne und erinnert die Sozialdemokraten im Landtag daran, dass es Gerhard Schröder war, der â€" noch als niedersächsischer Ministerpräsident â€" versprach, den Bombenabwurfplatz zu schließen, sobald er die Macht dazu habe. Vielleicht war das ja auch ein Punkt, der Kethorn an die Gefahr voreiliger Zusagen gemahnte. „Die Probleme", sagt er, „liegen eben immer im Detail."

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