Der lange Schwarze mit dem roten Faden

6. September 2002

Artikel der Grafschafter Nachrichten vom 5. September 2002
Von Manfred Münchow

Lingen/Nordhorn. Ein paar Hundert CDU-Fans applaudieren und aus den Lautsprechern tönt der Song „Welcome Today". Der heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann Kues schreitet mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel durch die Reihen im Saal Rammelkamp in Nordhorn zum Podium. Tags zuvor konnte er in Meppen den emsländischen Ministerpräsidenten Peter Müller begrüßen. Kues macht derzeit mit Hochdruck Wahlkampf. Über 140 kleine und große Termine sind in der Grafschaft und im Emsland zu absolvieren.
Wahlkampf ist stressig, macht dem promovierten Volkswirt aber dennoch Spaß: „Man kommt in intensiven Kontakt mit Menschen, man erfährt viel und gewinnt Einschätzungen von der Basis. Das ist wichtig für die Arbeit in Berlin." Und den Kontakt mit der Region will Kues halten, will eine Verbindung sein zwischen den Entscheidungen des Bundestages und den Bürgern seines Wahlkreises.
Kues tritt mit dem klaren Willen an, Politik mitzugestalten. Dass das auch aus den Reihen der Opposition geht, hat er in der Diskussion um die Gentechnik gezeigt, die er für die CDU maßgeblich beeinflusst hat. Am Ende ist quer durch alle Parteien eine strenge Regelung beschlossen worden. Solche Momente sind für den überzeugten Christen eine Bestätigung und Befriedigung der eigenen Arbeit in der Politik. Wichtiges Rückgrat dieser Arbeit ist das Engagement im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZDK). Hier ist Kues Sprecher für gesellschaftliche Grundfragen.
Wenn man den hoch gewachsenen Kues nach seinen Grundfesten fragt, kommt sofort der Hinweis auf die Werte christlichen Denkens und Handelns, die sich als roter Faden durch das Leben des Emsländers ziehen. „Man braucht ein festes Koordinatensystem." Dieser Satz ist von Kues oft zu hören. „Man muss als mündiger Christ eine Meinung haben zu bestimmten Dingen", sagt der Lingener ebenso und bezieht ausdrücklich die evangelischen Konfessionen mit ein. Für das ZDK ist Kues an der Vorbereitung des ökumenischen Kirchentages beteiligt. In der eigenen Kirche kann er durchaus auch einmal unbequem sein und anecken. So stieß sein jüngstes Pladoyer für die Abschaffung des Zölibats in Teilen der katholischen Kirche auf heftigsten Widerstand. Kues bleibt dabei: „Wenn jemand ehelos leben möchte, respektiere ich das. Aber es ist nicht richtig, katholische Priester dazu zu verpflichten."
Wahlentscheidend am 22. September, da ist sich der Christdemokrat sicher, wird die Frage sein, wem die Wähler die größere Kompetenz bei der Bewältigung der Arbeitslosigkeit zutrauen. Bei der CDU wird derzeit gern SPD-Altbundeskanzler Helmut Schmidt zitiert, der jüngst geäußert hat, die Probleme in diesem Bereich seien hausgemacht. Nach Ansicht von Kues hat die SPD durch Bürokratisierung und Reglementierung die Probleme des Arbeitsmarktes „verschlimmbessert". Das Kernproblem für die Politik bleibt für den 52-jährigen Lingener die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit.
In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich Kues bei bestimmten Themen schon frühzeitig positioniert. So plädierte er für den Einsatz erneuerbarer Energien bereits vor der Flutkatastrophe an der Elbe, die die Umweltpolitik plötzlich in den Mittelpunkt von Politik und Medien rückte. Bei seinem Einsatz für die Windenergie hat Kues die Meinungsbildung in der eigenen Fraktion mitbeeinflusst. Hier gab es noch bis vor kurzem durchaus auch prominente Stimmen gegen die durch den Strompreis subventionierte Windenergie. „Es bleibt Geld in der Region", sagt der Bundestagsabgeordnete und denkt dabei an Aufträge für den Mittelstand und eine zusätzliche Einkommensalternative für die Landwirtschaft.
Was nervt den Politiker Hermann Kues bei seiner Arbeit im BundestagÄ Der Gefragte muss erst einmal nachdenken. „Manchmal muss man sehr dicke Bretter bohren, bevor man Erfolge erzielt", sagt er und fügt an: „Bei vielem, was nicht funktioniert, wird oft pauschal der Politik die Schuld gegeben. Da lädt man gerne was ab." Das ändert aber nichts daran, dass dem Lingener Politik Spaß macht.
Familienpolitik ist eines der zentralen Themenfelder der Union. Wie sieht es da beim Abgeordneten zu Hause ausÄ 22 Wochen im Jahr engagiert sich Kues in Berlin, während Ehefrau Ulla sich um die Erziehung der drei Töchter (13, 17, 19) kümmert. Den „Rest" des Jahres wird von Lingen aus gearbeitet. „Ich versuche es zu kombinieren", sagt Kues, räumt aber ein: „Es ist schon ein Problem." Der Christdemokrat geht daher nicht zu allen Terminen, die er wahrnehmen könnte. „Die Kinder sollen Politik nicht ablehnen, weil der Vater ein Politiker ist", sagt Kues, dessen Töchter sich vornehmlich in der kirchlichen Jugendarbeit engagieren. In der politischen Diskussion in der Familie erfährt der Abgeordnete auch schon einmal Widerspruch und zuweilen auch Provokation.
Wichtig ist für den Christdemokraten die Vernetzung in Gesprächskreisen und ehrenamtlichem Engagement außerhalb der Partei: „Das schafft gedankliche Unabhängigkeit." So ist Kues neben seiner Arbeit für das ZDK Mitglied im Vorstand der Konrad-Adenauer- Stiftung und stellvertretender Vorsitzender der Ludwig- Windthorst-Stiftung. Zudem hat er in Berlin einen politischen Club gegründet, in dem Mitglieder aus allen Fraktionen sich zu bestimmten Themen austauschen. Das Themenspektrum reicht von der Spendenaffäre bis zur Gentechnik.
Beruflich hat Kues in der Politik bereits so einige Stationen hinter sich gebracht. Referent des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, Büroleiter des früheren Umweltministers Werner Remmers und Landesgeschäftsführer der Niedersachsen-CDU lauten hier die Stichworte. Seit 1994 arbeitet Kues als Abgeordneter des Bundestages. Geht das jetzt bis zur Rente so weiterÄ „Wenn ich das Gefühl bekomme, nichts mehr bewirken zu können, würde ich Schluss machen", sagt der 52-Jährige und fügt hinzu: „Lust auf Politik werde ich immer haben. In welchen Bereichen, das ist dann die Frage." Bei der Frage nach dem Ergebnis der Auszählung am Abend des 22. September gibt sich Hermann. Kues verhalten optimistisch: „Wir haben eine sehr gute Chance. Ich glaube, dass es reicht".

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