Nachsorge schon im Krankenhaus planen

12. Mai 2004

Artikel der Grafschafter Nachrichten vom 12.05.2004
von Andre Berends

Die Kranken- und Pflegeeinrichtungen im Raum Emlichheim sollen in Zukunft stärker zusammenarbeiten. Das sieht ein Modell des Evangelischen Krankenhausvereins vor. Das neue Finanzierungssystem im Gesundheitswesen lasse eine Kräftebündelung sinnvoll erscheinen.
EMLICHHEIM â€" Krankenkassen und Krankenhäuser führen bis zum Jahr 2007 schrittweise ein neues, pauschales Abrechnungssystem ein. Demnach sollen Patienten künftig nur noch so lange behandelt werden, wie es unbedingt nötig ist. Auf der einen Seite bietet dieses Konzept den Patienten eine individuelle Behandlung, da die Schwere der Krankheit als Grundlage der Abrechnung dient. Andererseits erhöht es den Druck auf Ärzte und Pfleger, da die stationäre Versorgung unter einigem Zeitdruck erfolgt.
Dieses Fallpauschalensystem orientiert sich an dem australischen DRG-Modell (Diagnosis Related Groups), das sich nach Meinung von Fachleuten aufgrund seiner übersichtlichen Strukturen ideal auf das deutsche Gesundheitswesen übertragen lässt. Allerdings berge das DRG-Modell auch Gefahren, warnt Georg Harms-Ensink, Leiter des Evangelischen Krankenhausvereins in Emlichheim. Es sei zu befürchten, dass die Qualität der Nachversorgungnach einer stationären Behandlung leide.Wenn der Patient künftig im Krankenhaus weniger Zeit zur Genesung bekomme, könne sich das negativ auf seine Gesundheit auswirken. Dies zu verhindern, sei zwar die Aufgabe einer Nachversorgung, wie sie zum Beispiel der Krankenhausverein anbiete. Um diese aber auch wirtschaftlich leisten zu können, müsse ein Konzept erarbeitet werden, das die Angebote benachbarter Einrichtungen mit einbeziehe. Durch eine solche regionale Vernetzung würde man Kräfte sinnvoll bündeln, hofft Georg Harms-Ensink.
Gerade in einer ländlich geprägten Region wie Emlichheim, wo Patienten oft weite Wege zurücklegen müssten, sei ein reibungsloser Ãœbergang von der Behandlung im Krankenhaus zur Nachversorgung durch einen Pflegedienst wichtig. „Die Krankenhausentlassung muss mit der Aufnahme anfangen", fordert daher Projektleiter Heiko Harms-Ensink. So soll schon bei der Stellung der Diagnose eingeschätzt werden, wie der Patient nach seiner Entlassung von einer Pflegeeinrichtung weiter versorgt werden kann.
Von einer möglichst frühen Kontaktaufnahme und Versorgungsplanung verspricht sich Heiko Harms-Ensink eine gute Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und Pflegedienst, die eine qualitativ hochwertige Behandlung des Patienten ermöglicht. Sein Konzept sieht zudem die Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle vor, die dem Patienten unabhängig diverse Wege der Nachversorgung aufzeigt. Eine solche Stelle würde pro Jahr rund 100000 Euro kosten, hat Heiko Harms-Ensink kalkuliert.
Wer die allerdings bezahlen soll ist noch offen. Der Krankenhausverein habe seine Pläne zwar den Krankenkassen vorgestellt, die hätten sich aber sehr zurückhaltend geäußert. Der Markt werde das schon regeln, so die Reaktion. Ein Urteil, mit dem sich Heidemarie Mundlos, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion nicht zufrieden geben mochte. Sie war mit Angelika Jahns, Sprecherin des Sozial-Arbeitskreises der CDU-Landtagsfraktion, nach Emlichheim gekommen.
Eingeladen hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Reinhold Hilbers, der von Friedrich Kethorn begleitet wurde. Die vier Politiker waren sich rasch einig, dass das auf zwei Jahre angelegte Modellprojekt nicht auf die Unterstützung der Krankenkassen verzichten könne. Eine reine Finanzierung durch Landesmittel werde aufgrund leerer Kassen „sicher nicht so einfach", befürchtete Heidemarie Mundlos. Dennoch werde man sich in den kommenden Wochen in Hannover intensiv mit dem Emlichheimer Papier beschäftigen.
Um den Modellcharakter zu bewahren, sprach sich Friedrich Kethorn für eine relativ zügige Umsetzung des Projekts aus – nach Möglichkeit schon ab Januar 2005. Generelles Interesse signalisierten auch Johann Bosch und Johann Harsmölle vom Grafschafter Klinikum sowie Hans Hermann Breer vom Marienkrankenhaus. Für die konkrete Planung habe man bereits mit einem Institut aus Bonn Kontakt aufgenommen, stellte Heiko Harms-Ensink außerdem eine wissenschaftliche Projektbegleitung in Aussicht.

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