„Müssen als Region in Europa wahrnehmbar werden"
Artikel der Grafschafter Nachrichten vom 28.04.2004
von rolf masselink
Nordhorn â€" Die Region Emsland/Grafschaft Bentheim/Nordost-Niederlande „als Region in Europa wahrnehmbar machen" â€" das muss nach Ansicht des hauptamtlichen emsländischen Landrats Hermann Bröring (CDU) das Ziel einer gemeinsamen regionalen Marketingstrategie sein. Dieses Regionalmarketing sei nötig, so der dynamische Kreismanager aus Meppen am Montagabend im Kloster Frenswegen, um die Region wirtschaftlich voranzubringen. Aufgebaut werden könne es aber nur, wenn Politik und Verwaltungen dafür zusammen mit der heimischen Wirtschaft neue effektive Strukturen aufbauen. Dies sei bei der Finanzierung der A 31 vorbildlich gelungen. Jetzt müsse es darum gehen, „die gewonnene Kraft aus der A-31-Aktion in neue Formen der Zusammenarbeit zu stecken."
„Gemeinschaftsaktion A 31 vor der Vollendung â€" gemeinsam Chancen für weitere wirtschaftliche Entwicklung nutzen" hatte die Grafschafter CDU ihre Wirtschaftspolitische Konferenz im Kloster betitelt. Wie kann die Region den Schwung der A-31-Kooperation weiter nutzen? Wie können trotz leerer Kassen und versiegender Fördermittelströme Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden? Diese Fragen diskutierten Landrat Paul Ricken, der CDU-Kreisvorsitzende und Landratskandidat Friedrich Kethorn und sein Stellvertreter Reinhold Hilbers mit Grafschafter Unternehmern und CDU-Mitgliedern.
Landrat Hermann Bröring skizzierte den rund 80 Zuhörern in wenigen prägnanten Sätzen seine Vision von effektiver und notwendiger Regionalentwicklung: An den eigenen Stärken ansetzen, bürokratische Hürden von unten her wirksam beseitigen, den engen Schulterschluss zwischen Politik, Verwaltungen und regionaler Wirtschaft suchen und effektive, überprüfbare Kooperationsformen aufbauen. So will Bröring die Region „in Europa völlig anders aufstellen". Dafür müsse herkömmliches „Kirchturmdenken" überwunden werden. Denn weder die Grafschaft noch der doppelt so große Landkreis Emsland seien allein stark genug, um im größeren Europa der Regionen eine Chance zu haben. Um „Geld in der Region zu halten und Geld in die Region zu holen", hält Bröring regionale Einheiten mit etwa einer Million Einwohner für nötig. Geschaffen werden könnten sie nur in grenzüberschreitender Kooperation. Bröring: „Die Unternehmen interessieren unsere Verwaltungsgrenzen nicht". In Niedersachsen werden zwar seit 1990 über regionale Kooperationen diskutiert, alle Versuche seien aber an zu viel Bürokratie und mangelnder Einbindung der Wirtschaft gescheitert.
Landratskandidat Friedrich Kethorn hatte zuvor in einem Grundsatzreferat betont, für die CDU habe die wirtschaftliche Entwicklung der Grafschaft oberste Priorität. Dafür stehe er mit seinem Wahlprogramm. Kethorn verwies auf den tiefgreifenden, aber erfolgreich bewältigten Strukturwandel in der Grafschaft und meinte, die CDU als gestaltende politische Mehrheit im Kreis habe diesen Strukturwandel „maßgeblich mitgestaltet". Sie sei „die eigentliche ,Initiative Pro Grafschaft’", stellte Kethorn in Anspielung auf seinen Mitbewerber um den Posten des hauptamtlichen Landrats, Oberkreisdirektor Josef Brüggemann, fest. Der habe zwar, so Kethorn, durchaus verdienstvoll an der A-31-Aktion mitgewirkt. Aber die CDU sei es gewesen, die die Idee von Hermann Bröring als erste aufgegriffen habe. Sie habe Brüggemann „erst zum Jagen tragen müssen", bevor er sich für die Autobahn stark gemacht habe.
Neben Bürokratieabbau, Bestandspflege und dem Bemühen um neue Unternehmensansiedlungen stellte Kethorn vor allem Bildung und Ausbildung als wichtige Grundpfeiler einer erfolgreichen Regionalpolitik heraus. Gerade hier unternehme der Landkreis alle Anstrengungen, um junge Menschen so auszubilden, dass sie eine Chance auf einen Arbeitsplatz in der Region hätten.
Dass beim Aufbau eines Regionalmarketings weder überregionale Diskussionen noch technische Kleinigkeiten den Blick auf das Ziel verstellen dürfen, machte Hermann Bröring deutlich, als er in der abschließenden Aussprache nach dem Sinn eines deutschen Tiefseehafenprojekts in Wilhelmshaven gefragt wurde: „Ob Niedersachsen diesen Hafen wirklich braucht oder nicht, liegt nicht in unserer Entscheidung", so Bröring. „Aber wenn er kommt, will ich, dass das Emsland dabei ist und davon profitiert. Deshalb mache ich mich schon jetzt für den Bau der Küstenautobahn Ostfriesland stark." Er denkt eben strategisch, der Landrat aus Meppen.